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Theater zum Anfassen

Die Stadt Voerde macht sich für die soziale Teilhabe von Vorschulkindern stark

Besuch der Requisitenkammer
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Theaterpädagogin Clara Kaltenbach zeigt den Vorschulkindern die Requisitenkammer

Von Natalie Deissler-Hesse

27 Augenpaare sind weit aufgerissen. In dem dicken Frosch, der irgendwann über die Bühne hoppeln wird, steckt tatsächlich ein Mensch. Die Kinder der Kita Steinstraße aus Voerde beobachten neugierig, wie Theaterpädagogin Clara Kaltenbach einen monströsen, quietschgrünen Plüschumhang mühevoll an- und auszieht. Sie erfahren, dass sich jemand dieses Kostüm ausgedacht und geschneidert hat. Für die Theatervorführungen muss die Verkleidung dann schnell greifbar sein: in der geheimnisvollen Kostümkammer auf dem Dachboden, zwischen Prinzessinnenkleid und Waldschratverkleidung. „Wie warm ist es in dem Kostüm?“, fragt ein pfiffiger Fünfjähriger. „Superoberhammerwarm“, keucht die Theaterpädagogin, großes Gelächter bei den Kindern.

Intensiver Einblick in die Theaterwelt - auf und hinter der Bühne

Für die Kita-Kinder ist heute ein besonderer Tag. Mit Unterstützung der LVR-Koordinationsstelle Kinderarmut, der Auridis Stiftung und der Burghofbühne Dinslaken bietet die Stadt Voerde jedem Vorschulkind einen kostenlosen Theaterbesuch. Die Aufführung „Der Miesepups“ nach dem Kinderbuch von Kirsten Fuchs wird von einem interaktiven Rundgang durch das Theater begleitet, der den Kindern einen intensiven Einblick hinter die Kulissen erlaubt. Insgesamt 13 Kitas mit rund 250 Vorschulkindern nehmen an dem Projekt teil. Damit werden auch Kinder aus weniger kulturaffinen Elternhäusern erreicht. An fünf Terminen tauchen jeweils zwei Kita-Gruppen in eine Phantasiewelt ein und lernen zugleich, wie diese entstehen kann. Experten sind sich einig, dass die frühe Auseinandersetzung mit künstlerischen Aktivitäten soziale Kompetenzen fördert. In einer Welt, die von rationalem Denken und Handeln geprägt ist, profitieren Kinder in zunehmenden Maße von einer Begegnung mit Kunst und Kultur.

Kinder im Theater: Zu laut und zappelig?

Die Anwesenheit von Kindern im Theater und anderen Kulturräumen ist noch längst nicht selbstverständlich. Hier gilt es, den Kleinen einen altersgerechten und spielerischen Einstieg durch passende Formate zu ermöglichen. Die Stadt Voerde hat eine Herangehensweise entwickelt, die bei den Kindern Neugier, Wissendurst und Forscherdrang weckt. Die Vorbereitungen für den Theaterbesuch wurden von einigen Kitas sehr ernst genommen: dazu gehörten Bilderbuchbetrachtungen zum Thema Theater, Sachgespräche („Was passiert im Theater?“) und kreative Angebote wie Rollenspiele mit Kostümen. Unmittelbar vor dem Besuch des Theaterstücks erkunden die Kinder, was es braucht, um ein Stück auf die Bühne zu bringen. Der interaktiv gestaltete Rundgang führt u.a. durch die Schneiderei, Kostümkammer, Schreinerei, den Requisiten- und Technikraum. Der Schreiner demonstriert, wie schnell man mit einer Kreissäge einen Holzblock zersägen kann. Wer möchte, kann in der Kostümkammer eine Maske überstülpen. Die Kinder dürfen anfassen, ausprobieren, Fragen stellen. Von Unruhe keine Spur.

Kindgerechte Vermittlung durch aktives künstlerisches Erleben

Nicht nur die aktive Teilnahme der Kinder ist ein wesentlicher Aspekt des Theaterworkshops der Burghofbühne. Auch die Phantasiewelt der Kinder gehört zum künstlerischen Erleben. So fühlt sich ein Mädchen bei rotem Bühnenlicht an loderndes Feuer erinnert. Ein weißes Fell assoziiert ein Kind mit einer Wolke. „Wisst ihr, was Lampenfieber ist?“, fragt die Theaterpädagogin die Vorschulkinder. Mit ruhiger Ein- und Ausatmung demonstriert sie, was dagegen hilft. Die Kinder atmen mit. Auf die Frage, wer schon mal im Theater war, fliegen einige Finger in die Luft. Einen interaktiven Theaterrundgang hatte jedoch noch kein Kind mitgemacht. Am lustigsten, sagt ein Junge, war das riesige Froschkostüm. „Das erkenne ich wieder, wenn ich nächstes Mal im Theater bin.“

Das Jugendamt der Stadt Voerde ist Partnerkommune der LVR-Koordinationsstelle Kinderarmut (www.kinderarmut.lvr.de). Das Theaterprojekt ist ein Baustein der Präventionskette, mit der die Kommune das gelingende Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen in Voerde unterstützt. Der Fachbereich Jugend der Stadt Voerde ist gerne bereit, Interessierten Erkenntnisse aus dem Projekt „Jedem Voerder Vorschulkind ein Theaterbesuch“ zur Verfügung zu stellen. Ansprechpartnerin beim Jugendamt ist Frau Astrid Weiß.