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Monitoring kommunaler Präventionsketten

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von links nach rechts: Corinna Spanke, Sandra Rostock, Christina Muscutt, Christoph Gilles und Andreas Hopmann Foto: Schiefer/LVR

Das Monitoring-Projekt wird gemeinsam von der Koordinationsstelle Kinderarmut und der Fachberatung Jugendhilfeplanung umgesetzt.

Fast jedes fünfte Kind in Nordrhein-Westfalen wird in einer Familie groß, die von Hartz IV lebt. Doch welche Maßnahmen helfen wirklich dabei, die Folgen von Kinderarmut zu vermindern? Wie gelingt Teilhabe? Diesen Fragen geht die Koordinationsstelle Kinderarmut nun gemeinsam mit den Jugendämtern der Städte Bergheim, Kerpen und Nettetal nach. Das Praxisentwicklungsprojekt "Monitoring kommunaler Präventionsketten – Teilhabe abbilden und auswerten" ist Teil des LVR-Programms "Teilhabe ermöglichen – Kommunale Netzwerke gegen Kinderarmut".

Ziele des Projektes:

  • Entwicklung eines alltagstauglichen und praxisnahen Monitoringinstrumentes, mit dessen Hilfe Jugendämter in die Lage versetzt werden, Erfolge der Präventionskette zu erfassen und Hinweise auf Wirkungen zu generieren. Dies geschieht auf der Basis quantitativer und qualitativer Daten, die auch die Perspektive der Fachkräfte und der Nutzerinnen und Nutzer einbezieht.
  • Das Instrument soll nicht flächendeckend, pragmatisch, dauerhaft, einfach und an den Bedingungen der Praxis orientiert gestaltet werden. Weniger ist mehr!
  • Orientierung am durchschnittlichen Jugendamt mit bestehender Ausstattung, so dass das entwickelte Instrument ohne zusätzliche Ressourcen oder externe Unterstützung kontinuierlich angewendet werden kann.
  • Die Monitoringergebnisse sind Basis für eine erfahrungs- und erkenntnisgestützte Planung und Gestaltung von Präventionsketten in der Kommune.

Präventionsketten wirken!

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Eine Argumentationshilfe nicht nur für kommunale Entscheider*innen

Die Kommunen sind verantwortlich für das gelingende Aufwachsen von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien. Dazu gehört der Ausgleich von Benachteiligungslagen, ausgelöst insbesondere durch die finanzielle Armut von Familien. Eine fachlich aufeinander abgestimmte Ausrichtung von Strategien und Maßnahmen im Rahmen von kommunalen Präventionsketten, wie sie seit vielen Jahren in Nordrhein-Westfalen stattfindet und aktuell durch das Landesprogramm "kinderstark – NRW schafft Chancen" gefördert wird, soll Chancengerechtigkeit steigern und dazu beigetragen, den möglichen Folgen finanzieller Familienarmut frühzeitig entgegenzuwirken.

Im Kontext der Entwicklung von kommunalen Präventionsketten beschäftigen immer wieder Fragen nach der Wirkung von solchen gesamtkommunalen und ressortübergreifendenden Handlungsstrategien. Welche Wirkungen werden warum angestrebt? Welche Wirkungen werden erreicht? An welchen Indikatoren wird dies festgemacht? Die Antworten auf diese und weitere Fragen tragen zur Qualitätsentwicklung bei und bieten zugleich gute Argumente für die eingesetzten Ressourcen. Zur Unterstützung bei der wirkungsorientierten Weiterentwicklung von Präventionsketten hat das LVR-Landesjugendamt bereits Mitte 2021 die Publikation "Wissen, was wirkt. Arbeitshilfe für ein wirkungsorientiertes Monitoring kommunaler Präventionsketten gegen Kinderarmut" veröffentlicht.

Das vorliegende Impulspapier richtet sich nun vor allem an die kommunalen Entscheider*innen, also an Leitungskräfte und die Mitglieder von Fachausschüssen, Rat und Kreistag. Es werden gute Gründe für eine Wirkungsorientierung beim Auf- und Ausbau von kommunalen Präventionsketten und der ressortübergreifenden Zusammenarbeit skizziert. Und es wird eine fachlich fundierte und von Kindern, Jugendlichen und Familien her gedachte Wirkungslogik umrissen. Das Impulspapier, das als Autor*innenpapier veröffentlicht wurde, bündelt sowohl wissenschaftliche Erkenntnisse als auch Erfahrungen der am Erstellungsprozess beteiligten Akteur*innen und Institutionen aus der langjährigen Begleitung von Kommunen beim Auf- und Ausbau von Präventionsketten. Dieser breite Wissensschatz untermauert die fachliche Qualität der skizzierten Positionen.

Download Präventionsketten wirken! ( PDF, 1 MB )

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Themenhefte "Wissen, was wirkt"

Die LVR-Koordinationsstelle Kinderarmut und die LVR-Fachberatung Jugendhilfeplanung haben eine Veröffentlichungsreihe mit Informationen aus dem aktuellen Forschungsstand zum Thema "Kinderarmut und gelingende Teilhabe" ins Leben gerufen. Die Themenhefte sollen einen kurzen, prägnanten Überblick über aktuelle Studien und ausgewählte Forschungsergebnisse geben.

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Beratung und weitere Informationen zum Thema:

Wer sucht, findet nicht nur das Gesuchte. Monitoring kommunaler Präventionsketten erfolgreich abgeschlossen.

Abbildung teilnehmender Kommunen
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Teilnehmende Kommunen am Projekt "Monitoring kommunaler Präventionsketten": Von links: Barbara Jerg (Kerpen), Heiko Brodermann (Nettetal), Britta Fuchs (Bergheim).

Die Jugendämter dreier LVR-Partnerkommunen ließen sich auf das Abenteuer ein, praxisnahe Monitoringinstrumente zu entwickeln, um die Teilhabechancen von Kindern und Jugendlichen transparenter zu machen. Auf ihrer Reise brachten sie spezifische Hinweise auf die Wirkung kommunaler Präventionsketten ans Licht.

von Natalie Deissler-Hesse

Eigentlich auf der Suche nach einem Seeweg nach Indien entdeckte Christoph Kolumbus Amerika. Bei einem Experiment mit Krankheitserregern fand der Mikrobiologe Alexander Fleming zufällig einen Schimmelpilz, das spätere Penicilin. Zwar nicht von globaler Bedeutung, aber zentral für den Ausbau kommunaler Präventionsketten: Bei dem anspruchsvollen Vorhaben, positive Effekte sozialer Arbeit zu belegen, gelang es drei Kommunen, anhand von einzelnen, ausgewählten Indikatoren bemerkenswerte Befunde zu ermitteln. Diese liefern wertvolle Hinweise auf den Erfolg und die Wirkung von Präventionsangeboten und legen Bedarfe offen

Mit wirkungsorientiertem Blick Schätze heben

In dem Abschluss-Workshop des LVR-Projekts „Monitoring kommunaler Präventionsketten“ präsentierten Bergheim, Kerpen und Nettetal jüngst ganz unterschiedliche, jedoch kleine, wertvolle Schätze. Umgesetzt wurde das Projekt von der LVR-Koordinationsstelle Kinderarmut und der Fachberatung Jugendhilfeplanung mit Mitteln der Auridis Stiftung. Es ist Teil des LVR-Programms "Teilhabe ermöglichen – Kommunale Netzwerke gegen Kinderarmut".Rund zweieinhalb Jahre setzten sich die Partnerkommunen intensiv mit den Möglichkeiten und Grenzen des Monitorings auseinander. Basis für die Annäherung an die Wirkung von Präventionsketten waren quantitative und qualitative Erhebungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten in eingegrenzten Sozialräumen. Ihre Schwerpunkte wählten die Kommunen selbst.

Kleinod der Kreisstadt Bergheim: Die Netzwerkkarte

Die Kreisstadt Bergheim stellte die Ergebnisse des Sozialraummonitorings aus quantitativen und qualitativen Daten im Stadtteil Ahe vor. Insbesondere die Gruppeninterviews mit Fachkräften und Jugendlichen, die die Bedarfe aus ihrer Sicht schilderten, erwiesen sich für die qualitative Datenlage als weiterführend. Als hilfreiches und nützliches Kleinod des Monitorings erwies sich die Entwicklung einer Netzwerkkarte, die die Akteur*innen der Präventionskette abbildet. Diese verdeutlichte einerseits Strukturen, Qualitäten und Funktionen und legte andererseits fehlende Übergänge offen.

Perle der Kolpingstadt Kerpen: Auswertung der Babybegrüßungsbesuche

Die zentrale Fragestellung der Kolpingstadt Kerpen lautete: Entsprechen die Präventionsangebote für Kinder und Familien den tatsächlichen Bedarfen der Zielgruppe? Dazu wurden junge Familien im Sozialraum Türnich/Balkhausen/Brüggen in den Blick genommen. Die Ergebnisse der Datenerhebung wurden in einem umfangreichen Abschlussbericht gebündelt. Gleichwohl sieht Kerpen die Präventionsarbeit als nie abgeschlossene Daueraufgabe einer Kommune. Perle des Monitoringprojekts war die Auswertung der Babybegrüßungsbesuche, für die unter anderem ein Fragebogen entwickelt wurde. Dieser lieferte wichtige Erkenntnisse über die Wirksamkeit des Angebots, das nun ausgebaut werden soll. 90 Prozent der Familien mit Baby wurden erreicht: ein voller Erfolg.

Kostbarkeit aus Nettetal: Der Fragebogen Armutssensibilität

Nettetal setzte den Schwerpunkt auf die Armutssensibilisierung der Multiplikator*innen aus der lokalen Netzwerklandschaft. Mit zahlreichen Aktivitäten, darunter Workshops, einer Fachkonferenz, der Erstellung einer Handreichung und kontinuierlicher Pressearbeit sensibilisierte das Jugendamt intensiv für Kinderarmut. Der im Anschluss an die Aktivitäten entwickelte Fragebogen zielte darauf ab, Effekte auf das Faktenwissen und die Wahrnehmung von Kinderarmut auf das Handeln der Teilnehmenden zu ermitteln. Die Ergebnisse fielen überwiegend sehr positiv aus. Eine Erkenntnis ist, dass der Aktivitäten-Mix und die kontinuierlichen Impulssetzungen über einen längeren Zeitraum sehr hilfreich waren. "Das breite Spektrum der Module zur Armutssensibilisierung hilft mir in meinen Beratungen", bestätigt eine Fachkraft aus Nettetal. "Seit der Teilnahme an den Veranstaltungen gehe ich in Gesprächen viel sensibler mit den von Armut betroffenen Familien um."

Weniger ist mehr

Den drei Kommunen ist es gelungen, eigene, praxisnahe und wirkungsorientierte Monitoringinstrumente zu entwickeln, die zur künftigen Ausgestaltung der Präventionsketten genutzt werden können. Einen Anspruch auf Repräsentativität oder Flächendeckung haben sie nicht. Untersuchungen mit einzelnen Indikatoren in kleinen Sozialräumen lieferten die besten Ergebnisse. Als große Herausforderung wurde das Projekt vor dem Hintergrund von wechselnden politischen Strömungen, Veränderungen in der Trägerlandschaft und Personalwechsel wahrgenommen.Ziel des Praxisentwicklungsprozesses war die Planung und Ausgestaltung der Präventionskette auf Basis der Monitoring-Ergebnisse. Erste nachhaltige Entwicklungen sind bereits im Gange: Nettetal hat die Ergebnisse des Fragebogens zur Armutssensibilität im Jugendhilfeausschuss vorgestellt, worauf hin dem Familienbüro fünf weitere Stunden wöchentlich für das Thema Kinderarmut zur Verfügung gestellt wurden. Bergheim will die Ergebnisse des Monitorings sowie eine sich daraus ergebende Handlungsempfehlung der Politik vorstellen. Die Datengewinnung und -auswertung in weiteren Stadtteilen ist angedacht. Zudem soll eine integrierte Jugendhilfe und Schulentwicklungsplanung starten. In Kerpen steht der Ausbau und die Weiterentwicklung der Netzwerkarbeit künftig im Vordergrund. Statistische Daten mit Fokus auf Indikatoren für Kinderarmutsrisiken sollen fortgeschrieben und qualitative Erhebungen weiterentwickelt werden. Die Netzwerkarbeit soll auf Sozialräume mit besonderem Handlungsbedarf ausgeweitet werden. An den Ergebnissen des Projekts "Monitoring kommunaler Präventionsketten" wurde bereits mehrfach Interesse bekundet, und das bundesweit. Die drei Kommunen haben es in der Hand, wie sie ihre Schätze künftig einsetzen.

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