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„DER KLEINE UNTERSCHIED – Grund genug für eine geschlechtersensible Behandlung in der Psychiatrie"

Fachtagung des LVR beschäftigt sich mit Geschlechterunterschieden bei psychischen Erkrankungen / Frauen haben höhere Bereitschaft zur Behandlung psychischer Erkrankungen durch Psychotherapie und Psychopharmaka / Renommierte Expertinnen und Experten betonen Notwendigkeit von Forschung über geschlechtsspezifische Medikation bei psychischen Erkrankungen

Köln. 26. Mai 2014. Die heutige Fachtagung „DER KLEINE UNTERSCHIED – Grund genug für eine geschlechtersensible Behandlung in der Psychiatrie" zeigt deutlich: Die medizinische und pharmakologische Forschung muss sich stärker den geschlechts-spezifischen Unterschieden bei der Behandlung von psychischen Erkrankungen widmen.

Rund 150 Psychiatrie-Expertinnen und Experten aus ganz Deutschland trafen erstmalig auf Einladung des  Landschaftsverbandes Rheinland in Köln zu diesem Fachaustausch zusammen und diskutierten unter Leitung der WDR-Moderatorin Julitta Münch die Forschungsergebnisse und Thesen der Referentinnen und Referenten.

Martina Hoffmann-Badache, Staatssekretärin im Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter NRW wandte sich an die Fachleute: „Wir wissen, dass ein Gesundheitssystem dann effizient ist, wenn es den Menschen passgenaue Angebote macht. Deshalb ist eine geschlechterdifferenzierte Betrachtung bei jeder Diagnose und bei jeder Behandlung unverzichtbar. Sie ist eine der Voraussetzungen, dass jede Patientin – und natürlich auch jeder Patient – die optimale individuelle Behandlung bekommt."

Martina Wenzel-Jankowski, LVR-Dezernentin für den Klinikverbund und den Verbund Heilpädagogischer Hilfen, und damit zuständig für die neun psychiatrischen LVR-Kliniken: „Wir wollen wissen, wie auf die Erkenntnisse von geschlechtsspezifischen Unterschieden in der Psychiatrie reagiert wird – und welche konkreten Konsequenzen daraus für die Behandlung -insbesondere für die Therapie mit Psychopharmaka gezogen werden sollten".

Vier Frauen stehen vor einer Treppe neben einem mannshohen Roll-Up, auf das der Ablauf der Fachtagung gedruckt ist

Geschlechterunterschiede bei seelischen Erkrankungen standen im Mittelpunkt der heutigen Fachtagung. Bei der Eröffnung
v.l.n.r.: Prof. Dr. Rita Regitz-Zagrosek, Martina Wenzel-Jankowski, Martina Hoffmann-Badache, Prof. Dr. Claudia Hornberg. Foto: Lothar Kornblum/LVR

Rosa Pillen, blaue Pillen – Brauchen wir Geschlechtsunterschiede in der Therapie?" fragte Prof. Dr. Vera Regitz-Zagrosek vom Institut für Geschlechterforschung in der Medizin an der Berliner Charité in ihrem Vortrag und verwies darauf, dass neben Herzmedikamenten und Antibiotika auch Antidepressiva bei Frauen anders wirken als bei Männern. Darüber hinaus würden Frauen häufiger an Arzneimittel-Nebenwirkungen leiden als Männer. Warum das so ist, sei noch nicht hinreichend untersucht, aber die genetische Grundausstattung und der Einfluss von Sexualhormonen scheinen eine bedeutende Rolle zu spielen.

Männer hingegen, so Prof. Dr. Claudia Hornberg, Leiterin des Kompetenzzentrums Frauen und Gesundheit NRW, suchten weniger und später professionelle Hilfe bei depressiven Erkrankungen. Die deutlich höhere Selbstmordrate bei Männern könne beispielsweise als Hinweis auf eine mögliche Unterschätzung der Zahl depressiver Erkrankungen bei Männern gewertet werden.

In weiteren Präsentationen stellten Priv. Doz. Dr. Marcel Sieberer (Oberarzt in der Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie an der Medizinischen Hochschule Hannover), Priv. Doz. Dr. Christian Lange-Asschenfeldt (Oberarzt der Gerontopsychiatrie am LVR-Klinikum Düsseldorf) und Priv. Doz. Dr. Joachim Cordes (Oberarzt für Allgemeinpsychiatrie im LVR-Klinikum Düsseldorf) Ergebnisse von Studien zur medikamentösen Behandlung von psychischen Erkrankungen bei Männern und Frauen vor.
Letzterer stellte bei einer Untersuchung am LVR-Klinikum Düsseldorf fest, dass psychisch erkrankte Frauen länger stationär behandelt werden und deutlich mehr Psychopharmaka verschrieben bekamen als männliche Patienten.

Ansprechpartnerin für redaktionelle Rückfragen:
Landschaftsverband Rheinland
LVR-Fachbereich Kommunikation
Karin Knöbelspies
Tel 0221 809-7714
E-Mail Karin.knoebelspies@lvr.de 

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