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Pressemeldung

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Wenn Schneeweißchen (Rosen-)Rot sieht… 10 Jahre Frauenforensik in der LVR-Klinik Bedburg-Hau

Fachtagung zu Frauen im Maßregelvollzug / Fachleute tauschen sich zu frauenspezifischer Behandlung aus / Nur etwa sieben Prozent der forensischen Patienten sind weiblich

Bedburg-Hau. 5. Oktober 2016. In der LVR-Klinik Bedburg-Hau hat heute die Fachtagung „Wenn Schneeweißchen (Rosen-)Rot sieht…“ begonnen. Zwei Tage diskutieren und beraten rund 150 Fachleute aus ganz Deutschland über Straftäterinnen, die von einem Gericht aufgrund einer psychischen Erkrankung als nicht oder nur eingeschränkt schuldfähig beurteilt wurden und daher in einer forensischen Klinik (Maßregelvollzug) untergebracht sind.

Nur etwa sechs bis acht Prozent aller forensischen Patienten sind weiblich!Um sie besser behandeln zu können, wurde vor gut zehn Jahren eine für das Rheinland zentrale Frauenabteilung in der größten forensischen Klinik Deutschlands, der LVR-Klinik in Bedburg-Hau, eingerichtet. Im Moment werden dort über 80 Frauen behandelt.

Eine erste Auswertung dieser Dekade präsentiert zum Auftakt der Fachtagung Dr. Rudolf Schlabbers, Chefarzt der Frauenforensik: „Die Einführung der Fachabteilung für Frauen an unserer Klinik hat sich positiv auf die Behandlungsergebnisse ausgewirkt. Dadurch können viele der Patientinnen deutlich gebessert in die Gesellschaft wiedereingegliedert werden – im Durchschnitt früher als männliche Patienten“. Dabei, so ein weiteres Ergebnis seiner Auswertung, haben viele der psychisch kranken Frauen durchaus schwere Straftaten gegen das Leben begangen, also Körperverletzung, Totschlag und Mord.

Die Referentin Verena Klein vom kbo-Isar-Amper Klinikum Taufkirchen, zu der die größte frauenforensische Abteilung in Deutschland gehört, stellt in ihrem Vortrag spezifische Angebote für Patientinnen vor. So werden dort auf der Mutter-Kind-Station suchtkranke Straftäterinnen mit ihren bis zu drei Jahre alten Kindern aufgenommen.

Eine große Rolle spielt auf der Fachtagung der Zusammenhang zwischen den psychischen Erkrankungen der Patientinnen und den Traumata, die sie erlitten haben – denn viele der im Maßregelvollzug untergebrachte Frauen sind nicht nur Täterinnen, sondern auch schwer traumatisierte Opfer, die psychischen und/oder sexuellen Gewalterfahrungen ausgesetzt waren. Dr. Monika Vogelgesang von der AHG Klinik Münchwies in Neunkirchen Saar thematisiert in ihrem Referat die vielfältigen Zusammenhänge zwischen Traumata und Süchten bei Frauen und deren Auswirkungen auf die therapeutische Behandlung.

Neben Vorträgen und Workshops werden im Rahmen der Fachtagung Werke gezeigt, die von Forensikpatientinnen der LVR-Klinik Bedburg-Hau in der Kunsttherapie geschaffen wurden – Bilder, Skulpturen, Gedichte und andere künstlerische Werke zeugen von der enormen Kreativität der Frauen, die ihnen bei der Verarbeitung der Delikte und Überwindung ihrer Krankheit hilft.

Forensische Patientinnen und Patienten sind Menschen, die in speziellen Kliniken untergebracht werden, weil sie aufgrund einer psychischen Erkrankung oder einer Suchterkrankung straffällig geworden, jedoch nur eingeschränkt oder gar nicht schuldfähig sind und die Gefahr besteht, dass sie aufgrund ihrer Erkrankung erneut Straftaten begehen. Der Landschaftsverband Rheinland verfügt über ein Netzwerk von Spezialeinrichtungen für den Maßregelvollzug. An sieben Standorten mit unterschiedlichen Behandlungsschwerpunkten werden psychisch kranke Straftäterinnen und Straftäter therapiert. Die forensischen Abteilungen der LVR-Klinik Bedburg-Hau, in denen rund 400 Patientinnen und Patientinnen stationär behandelt werden, sind von überregionaler Bedeutung.

Bilder zum Download

  1. Dipl.-Psychologin Henrike Vehreschild, Dr. Jack Kreutz, Dr. Rudolf Schlabbers (v.l.n.r., alle LVR-Klinik Bedburg-Hau) in der Ausstellung mit Werken forensischer Patientinnen. Foto: Ebbers / LVR

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  2. Forensische Patientin der LVR-Klinik Bedburg-Hau. Foto: Jung / LVR

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  3. Forensische Patientin der LVR-Klinik Bedburg-Hau. Foto: Jung / LVR

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Ansprechpartnerin für redaktionelle Rückfragen:

Landschaftsverband Rheinland
LVR-Fachbereich Kommunikation
Karin Knöbelspies
Tel 0221 809-7714
Mobil 01520 9321803
E-Mail karin.knoebelspies@lvr.de

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