Pressemeldung
LVR zeichnet wissenschaftliche Forschung aus
Edith-Ennen-Wissenschaftspreis des LVR geht an Dr. Victoria Huszka und Dr. Elisabeth Reisinger
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- Bei der Preisverleihung: Anne Henk-Hollstein (Mitte) mit Dr. Elisabeth Reisinger (links) und Dr. Victoria Huszka (rechts). Foto: Uwe Weiser/LVR.
Köln./ Bonn. 10. Juli 2025. Für ihre wissenschaftlichen Untersuchungen wurden Dr. Victoria Huszka und Dr. Elisabeth Reisinger im Rahmen einer Feierstunde im Landeshaus in Köln mit dem Edith-Ennen-Wissenschaftspreis des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) geehrt.
Anne Henk-Hollstein, Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, würdigte in ihrer Begrüßung die Wissenschaftlerinnen: „Wir verleihen heute den Edith-Ennen-Wissenschaftspreis an eine Kulturanthropologin und eine Musikwissenschaftlerin, die mit ihren Arbeiten aus einer großen Vielzahl wissenschaftlicher Studien herausragen. Uns haben so viele hervorragende Arbeiten erreicht, dass der LVR beschlossen hat, den Preis aufzuteilen.“
Mit Blick auf den Preis erklärte sie: „Vor einem Jahr hat der LVR beschlossen, den Wissenschaftspreis nach der berühmten Bonner Historikerin Edith Ennen zu benennen. Edith Ennen verband in ihren Arbeiten zur europäischen Stadtgeschichte oder der Geschichte der Frauen im Mittelalter die höchsten wissenschaftlichen Ansprüche mit einem Blick für die Menschen. In diesem Geiste stehen auch die heute ausgezeichneten Arbeiten. Einer der Gründe für die Umbenennung des Preises war es, auf diese Weise den weiblichen Anteil an der Wissenschaft hervorzuheben und zu betonen: Wenn alle die gleichen Voraussetzungen haben, kann sich wissenschaftliche Qualität durchsetzen. Edith Ennen setzte sich in einer männerdominierten Wissenschaft durch; heute sind die Zeiten weitgehend andere. Ich freue mich daher ganz besonders, dass wir mit Dr. Victoria Huszka und Dr. Elisabeth Reisinger zwei Forscherinnen auszeichnen können, die genau für unsere Ideen hinter der Namensänderung stehen.“
Prof. Dr. Christine Siegert, Beethoven-Haus Bonn, hielt die Laudatio für Dr. Elisabeth Reisinger. Reisinger, die in Österreich lebt, stellt im auf ihrer Dissertation basierenden Buch „Musik machen – fördern – sammeln. Erzherzog Maximilian Franz im Wiener und Bonner Musikleben“ (Schriften zur Beethoven-Forschung, 31; Musik am Bonner kurfürstlichen Hof 3, Bonn: Beethoven-Haus, 2020) Erzherzog Maximilian Franz von Habsburg-Lothringen (1756–1801) ins Zentrum. Das jüngste Kind von Maria Theresia und Kurfürst von Köln wurde in der Musikgeschichte lange Zeit eher beiläufig vor allem als Dienstherr des jungen Ludwig van Beethoven gesehen. In ihrer Forschung belegt Reisinger, dass seine Rolle im Musikleben im deutschsprachigen Raum des späten 18. Jahrhunderts weitaus vielfältiger war – als aktiver Musiker, engagierter Förderer und fachkundiger Sammler von Noten. Die Studie präsentiert zahlreiche historische Dokumente aus Archiven in Österreich, Deutschland und Italien, deren wissenschaftliche Auswertung Maximilian aus den Randnotizen in den Biographien berühmter Komponisten in seiner eigenen musikhistorischen Bedeutung ins Rampenlicht treten lässt. So wird er als eigenständige Persönlichkeit, als Individuum in Wechselwirkung mit seiner Lebenswelt, in seinen verschiedenen Rollen, entlang seiner spezifischen Lebensstationen erfahrbar. Dies führt zu neuen Erkenntnissen über die Prägungen, Motivationen und Ausformungen des Umgangs mit Musik in der Aristokratie bzw. an Fürstenhöfen des späten 18. Jahrhunderts.
Als Doktorvater hielt Prof. Dr. Ove Sutter, Universität Bonn, die Laudatio für Dr. Victoria Huszka. Ihre Dissertation „#ruhrgebiet: Visualisierungen einer Region im sozioökonomischen Wandel“ zeigt, wie Menschen über Instagram neue Bilder und Vorstellungen vom Ruhrgebiet schaffen. Die Kulturwissenschaftlerin untersuchte dabei sowohl regionale Influencer*innen als auch Institutionen wie Stadtmarketing-Agenturen und Tourismusorganisationen. Ein zentrales Ergebnis ist, dass trotz unterschiedlicher Hintergründe viele der Akteursgruppen unbewusst Hand in Hand arbeiten und gemeinsam neue Vorstellungen davon entwerfen, was das Ruhrgebiet heute ist und sein kann. Obwohl Instagram als globales Netzwerk konzipiert ist, nutzen die Akteur*innen im Ruhrgebiet die Plattform sehr gezielt für lokale Anliegen. Aber die Studie zeigt auch: Nicht alle Perspektiven finden auf Instagram Platz. Manche Gruppen oder Orte bleiben außen vor. Für die Regionalentwicklung und Kultureinrichtungen bietet Huszkas Arbeit deshalb wichtige Impulse: Die Studienergebnisse können Fachleuten in der Regionalentwicklung und im Kulturbetrieb wie zum Beispiel Museen dabei helfen, bessere Beteiligungsangebote zu entwickeln. Sie zeigen auf, wo Kooperationen zwischen verschiedenen Gruppen entstehen – und wo Menschen ausgeschlossen werden.
Mit der Verleihung des Edith-Ennen-Wissenschaftspreises des LVR ehrt der LVR insbesondere Arbeiten zu Themen der Geschichte, vorzugsweise der Regional- und Landesgeschichte im Rheinland, außerdem zu den Themenfeldern Heimatpflege, Volkskunde / Empirische Kulturwissenschaft, Archäologie / Bodendenkmalpflege, Geowissenschaften, Kulturlandschaftspflege, Natur- und Landschaftsschutz, Musikwissenschaft, Sprach- und Literaturwissenschaft.
Der Preis erinnert an die deutsche Historikerin und Archivarin Edith Ennen (1907-1999), die wegweisende Forschungen zur europäischen Stadtgeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit erarbeitet hat. Weitere Schwerpunkte ihrer Forschungstätigkeit waren die Geschichte der Frauen im Mittelalter und die rheinische Landesgeschichte vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert.
Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und kann an zwei Personen zugleich vergeben werden; in diesen Fällen wird das Preisgeld geteilt.
Weitere Informationen zu Edith Ennen unter: www.rheinische-geschichte.lvr.de .
Informationen zu den Ehrungen und Preisen des LVR unter: www.rheinland-ausgezeichnet.lvr.de .
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Bei der Preisverleihung: Anne Henk-Hollstein (Mitte) mit Dr. Elisabeth Reisinger (links) und Dr. Victoria Huszka (rechts).
Foto: Uwe Weiser/LVR
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