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Pressemeldung

Rezension: Die Hochhaus-Detektive von Johanna Lindemann

Das Genre „Detektivgeschichten“ ist sich bei Kindern und Jugendlichen seiner Leserschaft sicher. Spannende Erzählungen über im Team ermittelnde Kinder mit unterschiedlichen Charakteren stellen Identifikationspotenzial bereit: Der Mutige, die Schlaue und der gute Beobachter – bei Charaktereigenschaften findet man sich schnell wieder. Doch was ist mit gesellschaftlichen Merkmalen wie beispielsweise Migrationshintergrund oder Armutsbetroffenheit?

Der Autorin Johanna Lindemann ist es gelungen, Identifikationspotenziale jenseits gut situierter Familien zu schaffen. Zugleich schärft sie das Bewusstsein für Kinderarmut und schwierige Lebensumstände. Ihre Detektivfiguren wachsen in einem von Armut und den Nachwirkungen der Corona-Pandemie gezeichneten Umfeld auf. Für Anton als Sohn einer Alleinerziehenden mit geringem Einkommen ist es nicht selbstverständlich, eine neue Brille zu bekommen oder in Urlaub zu fahren. Mesut fehlen positive Erlebnisse mit seiner Familie, seitdem sein Vater an Long Covid erkrankt ist. Interessant aufgebaut ist auch die Biographie von Isha, der dritten Hochhaus-Detektivin im Bunde: Statt einer klassischen Aufstiegsgeschichte erlebt die Protagonistin den umgekehrten Weg vom Wohlstand in nunmehr bescheidene Verhältnisse: Ein eigenes Zimmer und Handy sowie eine vornehme Wohnlage gehören der Vergangenheit an, weil ihre Eltern das gut gehende Restaurant im Corona-Lockdown schließen mussten.

Doch die Kinder lassen sich durch ihre eingeschränkte Teilhabe nicht ausbremsen. Indem sie ihre unterschiedlichen Stärken bündeln, gelingt es ihnen, zahlreiche Hindernisse zu überwinden und einen kniffligen Fall zu lösen. Die Autorin lässt die Leserschaft dabei feinfühlig in die Welt von Anton, Isha und Mesut eintauchen. Sie gibt kleine, kindgerechte Einblicke in deren von Armut geprägten Lebensverhältnisse sowie in die indische und türkische Kultur. Nach dem Motto „Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest“ vermittelt das Detektiv-Team den Leser*innen Mut, Aufbruchsstimmung und Selbstwirksamkeit.

Fazit: Eine flotte Detektivgeschichte mit Aktualitätsbezug und viel Identifikationspotenzial für Kinder ab 8 Jahren, die Schulbüchereien und Bücherecken in Kinder- und Jugend(freizeit)einrichtungen bereichert.

Natalie Deissler-Hesse, LVR-Landesjugendamt

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