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Pressemeldung

Corona-Chronik – Gruppenbild ohne (arme) Kinder. Eine Streitschrift

Als ab Januar 2020 über Fälle einer neuen Infektionskrankheit in China berichtet wird, ist nicht absehbar, welche rasanten Veränderungen bevorstehen. Die Erkrankungen am Coronavirus-COVID 19 entwickeln sich zu einer weltweiten Pandemie, der Schutz der Gesundheit des Einzelnen und der Bevölkerung wird oberstes Ziel und stellt die Staaten vor enorme Aufgaben. Auch in Deutschland werden weitreichende Einschränkungen des privaten, sozialen, wirtschaftlichen und öffentlichen Lebens eingeleitet. Damit verbunden sind staatliche Maßnahmen, welche die Wirtschaft unterstützen und die Bevölkerung sozial absichern sollen. Der folgende Lockdown zwingt individuell wie kollektiv zum aktiven Umgang mit einem Ausnahmezustand.

Im Verlauf des bisherigen Geschehens rücken einzelne gesellschaftliche Gruppen und Themen in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Die Perspektive der Kinder und Jugendlichen – insbesondere der armutsbetroffenen – fehlt fast komplett. Wenn überhaupt, werden Einzelaspekte thematisiert, und dies auch erst sehr spät in der Chronologie.

Aus diesem Grund wurde die Streitschrift verfasst. Die Intention ist, Kinder und Jugendliche – und insbesondere arme und weitere sozial benachteiligte – mehr in den Mittelpunkt des Corona-Geschehens zu rücken als dies in den vergangenen Monaten der Fall war. Denn die politische Debatte über notwendige Maßnahmen wird in der Zeit von März bis Mai 2020 nahezu vollständig aus der Perspektive von Erwachsenen geführt.

Der Text skizziert komprimiert und auch grafisch eine Chronologie von Krisenmaßnahmen des Bundes mit dem Fokus auf diese Gruppe der Kinder und Jugendlichen. Es werden Fehlsteuerungen genannt und fachliche Impulse gegeben, damit die Kinder-, Jugend- und Familienperspektive mehr und anders in die Krisenbewältigung einfließen kann. Ziel ist, – mitten in der Krise – Ankerpunkte für einen anderen Umgang und für sozial inkludierende Handlungsstrategien durch Politik und Praxis zu nennen. Ziel ist nicht, die grundsätzliche Tatsache des Lockdown zu kritisieren.

Vielmehr werden Fakten und Meinungen zu elementaren, bislang zu wenig beachteten Themen benannt. Dazu gehört u.a. das Zurück-Geworfen-Sein auf die Familie, ebenso wie die Frage, was es bedeutet in der Corona-Krise ein Kind zu sein. Außerdem wird thematisiert, wer zu Corona-Zeiten (zuerst) in die Kita darf und ob und wie Schule unter digitalen Vorzeichen im Endeffekt (noch) mehr Bildungsungleichheit schafft. Vor allem aber wird angesprochen, was Corona für besonders vulnerable Gruppen, wie Kinder und Jugendliche in Armutslagen und ihre Familien bedeutet und was gebraucht wird. In diesem Sinn werden abschließend auch Fragen formuliert, die dringend überzeugende Antworten erfordern.

Grundlage des Textes ist eine eigene Recherche zur Entwicklung zwischen März und August 2020, die auf rund 60 Publikationen (wissenschaftliche Untersuchungen, Stellungnahmen und Positionspapiere, Reportagen, Praxis- sowie Presseberichte) beruht. Die Auflistung dieser Publikationen ist ebenfalls Inhalt der Streitschrift.

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