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Fragen an Dirk Lewandrowski

Portrait von Dirk Lewandrowski
Dirk Lewandrowski, Leitung des LVR-Dezernat 7 - Soziales

Die Unterstützung von Menschen mit Behinderung ist seit Gründung des LVR eine Kernaufgabe. Was war seitdem die entscheidendste Veränderung?

In den letzten 70 Jahren ist sozial- und behindertenpolitisch unheimlich viel passiert. In dieser Zeit entstand die heutige ausdifferenzierte Angebots- und Förderstruktur für Menschen mit Behinderungen. Auch wenn sie heute als „Sonderwelten“ aus Inklusions-Perspektive kritisiert werden: Die Gründung der ersten Werkstätten in den 1960er Jahren und die Einrichtung von Förderschulen war ein Fortschritt gegenüber der schlichten „Verwahrung“ vorher. Nun müssen wir Förderung und Unterstützung mit Inklusion in der Gesellschaft entsprechend der UN-Behindertenrechtskonvention zusammenbringen.

Die letzte Stufe der großen Reform des Bundesteilhabegesetzes ist zum 1.1.2023 in Kraft getreten. Wie ist ihr bisheriges Fazit zur Reform?

Generell gesehen ist aus meiner Sicht die wichtigste Veränderung die Betonung der Personenzentrierung. Der Mensch mit Behinderung muss im Mittelpunkt stehen. In NRW praktizieren wir eine solche individuelle Hilfeplanung schon seit 20 Jahren, ebenso den Vorrang der Unterstützung in den eigenen vier Wänden. Dennoch haben auch wir noch einiges vor der Brust und müssen diesen Weg auch in Wohneinrichtungen und Werkstätten weitergehen – und dabei die Digitalisierung mitdenken.

Das Modell „Werkstatten für Menschen mit Behinderung“ steht oft in der Kritik. Ist es noch zeitgemäß?

Es ist gut, dass es die Werkstätten gibt, aber sie müssen sich verändern und durchlässiger werden. Ohne Werkstätten hätten rund 280.000 Menschen mit Behinderung in der Bundesrepublik keinen Arbeitsplatz, keine Kolleg*innen, keine Sozialversicherung. Jede*r hat ein Recht auf Teilhabe an Arbeit. Wer richtigerweise fordert, dass das Arbeitsleben inklusiver werden muss, muss aus meiner Sicht vor allem beim regulären Arbeitsmarkt ansetzen, und die Chancen von Inklusion betonen und fördern. Diesen Weg gehen wir beim LVR.

Was wird die größte Aufgabe sein, die in den nächsten Jahren auf das LVR-Dezernat Soziales zukommt?

Ich sehe vier zentrale Aspekte: Wir müssen fachliche Weiterentwicklung mit finanzieller Kostenkonsolidierung verbinden, das nötige, qualifizierte Personal gewinnen und halten trotz der demographischen Herausforderungen und unsere Prozesse verschlanken und vereinfachen durch Digitalisierung. Auch in den nächsten zehn Jahren wird es keinesfalls langweilig werden!

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