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01. September 2020
Welche Unterstützung brauchen Kinder und Jugendliche psychisch und/oder suchterkrankter Eltern?
Um das gesunde Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen mit psychisch und/oder suchterkrankten Eltern(-teilen) zu unterstützen, bedarf es in den Sozialräumen und Regionen abgestimmter, leicht zugänglicher Angebotsstrukturen und einer Vernetzung der relevanten Träger, Ämter und Institutionen. Eine aktuelle Studie des Dachverbandes Gemeindepsychiatrie e.V. bietet ein differenziertes Bild der gewachsenen Angebote im Rheinland sowie der Entwicklungsbedarfe. Mit einem neuen Förderprogramm unterstützt der Landschaftsverband Rheinland die Kommunen und Kreise im Rheinland bei der Weiterentwicklung der Angebote und Vernetzungsstrukturen.

von Alexander Mavroudis

Kinder und Jugendliche mit psychisch und/oder suchterkrankten Eltern(-teilen) sind in ihrer Entwicklung mit besonderen Herausforderungen konfrontiert. Sie erfahren oft nicht die Unterstützung, die sie selbst für ein gelingendes Aufwachsen benötigen.

Um nicht nur den erkrankten Eltern gut zu helfen, sondern auch deren Kinder frühzeitig mit in den Blick zu nehmen, bedarf es vor Ort in den Sozialräumen und Regionen abgestimmter, gut zugänglicher Angebotsstrukturen und einer Vernetzung der relevanten Träger, Ämter und Institutionen.

Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) will die Kommunen und Kreise im Rheinland bei der Bewältigung dieser Aufgabe unterstützen und hat deshalb ein Förderprogramm aufgelegt, mit dem bestehende oder neu aufzubauende regionale Angebote von Hilfen für Kinder und Jugendliche mit psychisch kranken und/ oder suchterkrankten Eltern gefördert werden können.

Grundlage des Programms ist eine rheinlandweite Ist-Stand-Untersuchung, die der Dachverband Gemeindepsychiatrie e.V. im Auftrag des LVR im Zeitraum 2019–2020 durchgeführt hat. Mithilfe eines Online-Fragebogens wurden alle Jugend- und Gesundheitsämter im Rheinland befragt. Ergänzend fanden fünf vertiefende Experten*innen-Interviews statt. Zudem wurde der aktuelle Forschungsstand zum Themenbereich aufbereitet.

Entwicklungsstand

Die hohe Zahl der Rückläufe von insgesamt 69 Jugendämtern und 21 Gesundheitsämtern erlaubt einen guten Überblick der aktuellen Angebots- und Bedarfslagen im Rheinland.

Positiv fällt die große Anzahl an Initiativen und Angeboten auf, die auf eine durchaus breite Unterstützungslandschaft verweisen. Das Thema ist inzwischen in vielen Kommunen und Regionen im Blick. Der Zugang zu den Angeboten erfolgt oft über die Jugendämter. Aber auch viele engagierte Akteure aus dem Gesundheitsbereich sowie aus anderen Politikfeldern bieten bedarfsgerechte Angebote an.

Gewachsen sind so differenzierte Angebote, um Kinder und Jugendliche mit psychisch und/oder suchterkrankten Eltern zu unterstützen. Ein großes Problem ist für viele Kommunen aber die Nachhaltigkeit, bedingt durch befristete (Projekt-) Förderungen. Von daher werden dauerhafte Finanzierungswege gesucht.

Ausgewählte Entwicklungsbedarfe im Rheinland

Ein Ausbaubedarf wird bei niedrigschwelligen, familienbezogenen Präventionsangeboten gesehen, um Lücken in den Angebotslandschaften zu schließen. Hierzu gehören zum Beispiel Patenprojekte, (Selbsthilfe-) Gruppenangebote für Kinder und Jugendliche zur Förderung der peer-to-peer-Interaktion, Beratungs- und Aufklärungsangebote für Kinder und Jugendliche oder auch Elternkurse zu Erziehungsfragen.

Ein weiterer Bedarf liegt in einer verbesserten kommunalen Koordination der Angebote für Kinder psychisch und/oder suchterkrankter Eltern. So fehlen vielerorts Übersichten der Angebote in den verschiedenen Leistungssystemen. Auch eine systematische Bedarfsermittlung und die Berücksichtigung in Jugendhilfe- und Gesundheitsplanungsprozessen scheinen noch nicht die Regel zu sein. Notwendig wäre deshalb eine Entwicklung hin zu integrierten kommunalen Handlungskonzepten bzw. Präventionsketten.

Damit einher geht, dass die Vernetzung der Anbieter von Hilfen für Kinder und Jugendliche psychisch und/oder suchterkrankter Eltern bzw. ihre Einbindung in vorhandene, kommunal koordinierte interdisziplinäre Netzwerkstrukturen verbessert werden muss.

Entwicklungsbedarfe werden auch bei der Qualifizierung der handelnden Akteure in interdisziplinären regionalen Fortbildungen gesehen. Hinzu kommt die Sensibilisierung der Fachkräfte in Regeleinrichtungen für die Lebenssituation der Kinder und Jugendlichen, die zu Hause psychisch und/oder suchterkrankte Eltern haben. Oft werden Unterstützungsangebote aus Angst vor Stigmatisierung oder familienrechtlichen Konsequenzen nicht wahrgenommen; oder es fehlt an Wissen darüber. Hier könnten Lotsendienste helfen.

Hinzu kommt eine verstärkte Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit für die spezielle Lebenssituation der Kinder und Jugendlichen (vgl. hierzu den Beitrag über ein Kunstprojekt des Remscheider Netzwerks "Kleine Helden."

Das LVR Förderprogramm

Auf der Grundlage der skizzierten Erkenntnisse und Bedarfe wurde ein neues LVR-Förderprogramm entwickelt. Es dient dazu, die Gestaltungsrolle der Jugendämter und der Gesundheitsämter im Rheinland zu stärken. Sie haben eine maßgebliche Steuerungs- und Planungsverantwortung für die Angebote vor Ort und sind gefordert, notwendige Unterstützungsleistungen zu initiieren und in den kommunalen Präventionsketten zu verstetigen.

Antragsberechtigt sind ausschließlich Jugendämter und Gesundheitsämter. Vorgesehen ist die Förderung von bis zu 30 Städten und Kreisen in 2020 und 2021.

Das Förderprogramm wird nicht das Problem der nachhaltigen Strukturbildung lösen können. Es soll aber die engagierten Akteur*innen unterstützen und zugleich auf die besondere Lebenslage von Kindern und Jugendlichen mit psychisch und/oder suchterkrankter Eltern aufmerksam machen. Hier bleibt noch einiges zu tun!

Abschlussbericht des Dachverbandes Gemeindepsychiatrie e.V. und Ausschreibung des LVR-Förderprogramms
Empfehlungen der Arbeitsgruppe „Kinder psychisch und suchterkrankter Eltern“ des Deutschen Bundestages
Online-Kinderatlas des Dachverbands Gemeindepsychiatrie e.V.

Über den LVR:

Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) arbeitet als Kommunalverband mit rund 22.000 Beschäftigten für die 9,8 Millionen Menschen im Rheinland. Mit seinen 41 Schulen, zehn Kliniken, 20 Museen und Kultureinrichtungen, vier Jugendhilfeeinrichtungen, dem Landesjugendamt sowie dem Verbund Heilpädagogischer Hilfen erfüllt er Aufgaben, die rheinlandweit wahrgenommen werden. Der LVR ist Deutschlands größter Leistungsträger für Menschen mit Behinderungen und engagiert sich für Inklusion in allen Lebensbereichen. „Qualität für Menschen“ ist sein Leitgedanke.

Die 13 kreisfreien Städte und die zwölf Kreise im Rheinland sowie die StädteRegion Aachen sind die Mitgliedskörperschaften des LVR. In der Landschaftsversammlung Rheinland gestalten gewählte Mitglieder aus den rheinischen Kommunen die Arbeit des Verbandes.

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