Für Dr. Jack Kreutz, Fachbereichsleiter Forensik der LVR-Klinik Bedburg-Hau, hat das Thema der diesjährigen Fachtagung eine besondere Bedeutung: „Die Forensische Psychiatrie unterliegt häufig einer überaus kritischen Beobachtung und Berichterstattung. Trotz dieser Außeneinflüsse müssen wir vom ärztlichen, pflegerischen und therapeutischen Personal für eine Atmosphäre sorgen, die Halt und Verlässlichkeit ermöglicht. Dann können unsere Patientinnen und Patienten oft zum ersten Mal in ihrem Leben gewaltfreie und haltgebende Beziehungen erleben“.
Zum Auftakt der Fachtagung beschäftigt sich Prof. Dr. Manfred Cierpka (Universitätsklinikum Heidelberg) in seinem Vortrag „Entwicklung[s-sdefizite] und Familie“ unter anderem mit der Prävention von Gewaltkarrieren in belasteten Familien. Ebenfalls am ersten Veranstaltungstag referiert Prof. Dr. Haci-Halil Uslucan (Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung) zu „Gewalt und Entwicklungsrisiken von Familien mit Zuwanderungsgeschichte“). Er thematisiert dabei psychosoziale Risiken für die Gewaltanfälligkeit von jugendlichen Migrantinnen und Migranten sowie gewaltförderliche Erziehungsmuster in türkischen Familien. Darüber hinaus präsentiert er Ergebnisse seiner eigenen quantitativen Studie über Jugendgewalt und familiäre Gewalt, die wie die erhöhte Akzeptanz von Gewalt bei türkischen Jugendlichen bestätigt.
Der Rolle des Vaters widmet sich Prof. Dr. Matthias Franz (Uniklinikum Düsseldorf) in seinem Beitrag „Wenn der Vater fehlt – Entwicklungspsychologische Bedeutung des Vaters und Langzeitfolgen seines Fehlens“, der auch das bindungsorientierte Elterntraining „wir2“ für alleinerziehende Mütter vorstellt.
Die größte Berufsgruppe in der interdisziplinären Behandlung forensischer Patientinnen und Patienten ist die der Pflegerinnen und Pfleger. Verschiedene Aspekte der Beziehung zwischen Pflegenden und Kranken greifen Jürgen Hollick (Bildungswerk Kloster Irsee) und Werner Stückmann (Klinik Nette-Gut f. Forensische Psychiatrie Andernach) in ihren Vorträgen auf.
Forensische Patientinnen und Patienten sind Menschen, die in speziellen Kliniken untergebracht werden, weil sie aufgrund einer psychischen Erkrankung oder einer Suchterkrankung straffällig geworden, jedoch nur eingeschränkt oder gar nicht schuldfähig sind. Der Landschaftsverband Rheinland verfügt über ein Netzwerk von Spezialeinrichtungen für den Maßregelvollzug. An sieben Standorten mit unterschiedlichen Behandlungsschwerpunkten werden psychisch kranke Straftäterinnen und Straftäter therapiert. Die forensischen Abteilungen der LVR-Klinik Bedburg-Hau, in denen knapp 400 Patientinnen und Patientinnen stationär behandelt werden, sind von überregionaler Bedeutung.
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