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11. Oktober 2018 | Jugend
Kinderarmut: „Mit 10,20 Euro kann man nicht im Biomarkt einkaufen“
Einladung zur Berichterstattung: Internationaler Tag für die Beseitigung der Armut am 17. Oktober 2018 / Interview mit Christoph Gilles von der LVR-Koordinationsstelle Kinderarmut

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

in Nordrhein-Westfalen wird immer noch fast jedes fünfte Kind in einer Familie groß, die von Hartz IV lebt. Doch welche Folgen hat die Armut für Kinder und Jugendliche? Und wie können Armutsfolgen vermieden werden?

Beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) arbeitet seit fast zehn Jahren die LVR-Koordinationsstelle Kinderarmut. Sie unterstützt dauerhaft die Jugendämter im Rheinland bei der Entwicklung und Umsetzung von integrierten kommunalen Präventionsketten – beginnend mit den Frühen Hilfen bis hin zum gelingenden Übergang in Ausbildung, Beruf und ein selbstbestimmtes Leben.

Anlässlich des Internationalen Tags für die Beseitigung der Armut 2018 (17. Oktober) haben wir mit Christoph Gilles (Abteilungsleiter Jugendförderung und LVR-Koordinationsstelle Kinderarmut) gesprochen.

Was bedeutet es für ein Kind, in Armut aufzuwachsen?

Christoph Gilles: Für das Kind bedeutet dies zweierlei: Im Vergleich mit bürgerlichen, finanziell gut versorgten Kindern fehlen ihm vielfache Möglichkeiten für ein gelingendes Kinderleben. Arme Kinder bekommen schlechtere Bildungsmöglichkeiten, ihnen fehlen die Unterstützungssysteme von Eltern und Nachhilfen und sie machen deshalb schlechtere Abschlüsse, das zeigen viele Studien. Arme Kinder sind auf Grund der Wohnverhältnisse, einer schlechteren Ernährung und fehlenden Wissens bei den oft bildungsfernen Eltern dicker und häufiger krank. Ein 16-Jähriger kann mit 10,20 Euro Hartz-4-Satz pro Tag, der für Nahrungsmittel, Kleidung, Taschengeld, Ausstattung für Sport und Kultur reichen soll, nicht im Biomarkt einkaufen. Sportverein, Jugendgruppe und Musikunterricht bleibt den Kindern aus finanziellen Gründen, aber auch auf Grund fehlender Zugänge verwehrt. Ohne Auto kann der Elternfahrdienst eben nicht stattfinden. Dabei ist der Befund eindeutig: Arme Eltern tun alles, um ihr Kind die Armutsfolgen so wenig wie möglich spüren zu lassen.

Wie kann man Kinder möglichst früh dabei unterstützen, der Armutsspirale zu entkommen?

Christoph Gilles: Kommunen und Jugendämter haben keinen Einfluss auf das Einkommen von Eltern, sie können nur an den Armutsfolgen ansetzten und durch die Schaffung vielfältiger kostenfreier Angebote allen Kindern die Teilhabe an einem gelingenden Kinderleben ermöglichen. Die durch Initiative des LVR-Landesjugendamtes entwickelte Präventionskette verbindet die bestehenden und neu geschaffenen Angebote für Familien, die in Armut leben. Die Einrichtungen und Projekte in einer Kommune wissen dann voneinander, können sich absprechen und die vorhandenen Mittel gezielter einsetzen. Sie können gemeinsam stärker auftreten und Politik und Gesellschaft von der Notwendigkeit einer Armutsprävention überzeugen. Die Zugänge für Kinder, Jugendliche und ihre Eltern werden leichter. Die Angebote der Frühen Hilfen in Familienbildung und Familienberatung sowie in Kindertagestätten sind sehr gute Ausgangspunkte für eine frühe Armutsprävention. Die ist aber auch für Jugendliche an der Schwelle zum Berufsleben genauso wichtig. Die Grundausrichtung: Vom Kind, vom Jugendlichen aus zu denken!

Was macht die Koordinationsstelle Kinderarmut, um Armut zu vermeiden?

Christoph Gilles: Wir unterstützen die Kommunen und vor allem die Jugendämter dabei, wie die Zusammenarbeit der Institutionen, die mit armen Kindern zu tun haben, verbessert werden kann. Die von uns entwickelten Modelle und Arbeitshilfen unterstützen dabei, Präventionsketten bestmöglich zu gestalten. Wir sensibilisieren für das Leben in Armut bei den Entscheidungsträgern und in der Öffentlichkeit. Zudem sorgen wir dafür, dass mehr Kinder und Jugendliche an Bildung, Kultur, Gesundheit und Sport teilhaben können und ihre Wohnumgebung anregungsreicher, grüner und bewegungsorientierter gestaltet werden kann. Wir haben dies als LVR-Koordinationsstelle Kinderarmut mit über 40 Kommunen erprobt und umgesetzt. Wir können heute feststellen, dass sich dort das Angebot für Kinder in Armut deutlich erweitert und qualifiziert hat. Die Lebenssituation der Kinder hat sich dabei nachweislich verbessert. In unserem aktuellen Praxisentwicklungsprojekt Monitoring erfassen wir intensiv die Wirksamkeit der Präventionskette und die Veränderung der Lebenssituation der Kinder. Die finanzielle Armut können wir jedoch nicht beheben. Diese Aufgabe ist auf der Bundesebene anzugehen.

Wir freuen uns über Ihr Interesse und Ihre Berichterstattung zum Internationalen Tag für die Beseitigung der Armut am 17. Oktober 2018. Gerne können Sie den Text verwenden. Auf Wunsch können wir auch einen Termin für ein Interview vereinbaren.

Mit freundlichen Grüßen

Till Döring

LVR-Fachbereich Kommunikation
Tel 0221 809-7737
Mail till.doering@lvr.de

Link
www.kinderarmut.lvr.de
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Portrait Christoph Gilles Portrait Christoph Gilles, Abteilungsleiter Jugendförderung und LVR-Koordinationsstelle Kinderarmut
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Über den LVR:

Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) arbeitet als Kommunalverband mit rund 22.000 Beschäftigten für die 9,8 Millionen Menschen im Rheinland. Mit seinen 41 Schulen, zehn Kliniken, 20 Museen und Kultureinrichtungen, vier Jugendhilfeeinrichtungen, dem Landesjugendamt sowie dem Verbund Heilpädagogischer Hilfen erfüllt er Aufgaben, die rheinlandweit wahrgenommen werden. Der LVR ist Deutschlands größter Leistungsträger für Menschen mit Behinderungen und engagiert sich für Inklusion in allen Lebensbereichen. „Qualität für Menschen“ ist sein Leitgedanke.

Die 13 kreisfreien Städte und die zwölf Kreise im Rheinland sowie die StädteRegion Aachen sind die Mitgliedskörperschaften des LVR. In der Landschaftsversammlung Rheinland gestalten gewählte Mitglieder aus den rheinischen Kommunen die Arbeit des Verbandes.

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