Neue Formen der nicht-stationären psychiatrischen Versorgung / Stärkere Orientierung am Alltagsleben der Patient*innen / Multidisziplinärer Austausch bundesweiter Fachleute
 
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27. Juni 2024 | Kliniken+HPH

Klinik Goes Home – LVR-Symposium zur flexiblen und aufsuchenden Versorgung psychisch erkrankter Menschen

Neue Formen der nicht-stationären psychiatrischen Versorgung / Stärkere Orientierung am Alltagsleben der Patient*innen / Multidisziplinärer Austausch bundesweiter Fachleute
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Köln. 27. Juni 2024. Eine psychische Erkrankung erfordert oft einen wochenlangen Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik – das war bisher die Regel. Seit einigen Jahren aber wird intensiv an neuen Versorgungsformen geforscht, die Alternativen zur ausschließlich stationären Behandlung anbieten. Neue und flexible Versorgungsangebote stehen im Mittelpunkt des zweitägigen Symposiums „Klinik Goes Home“, das heute in Köln begonnen hat. Veranstalter sind der LVR-Klinikverbund und das LVR-Institut für Forschung und Bildung. Neben Fachleuten aus unterschiedlichen Disziplinen nehmen auch Vertreter*innen von Krankenkassen ebenso teil wie Angehörige und Betroffene wie Julian B.

Der junge Niederrheiner leidet seit langem unter psychotischen und depressiven Schüben. Bis vor kurzem wurde der Grafikdesigner in diesen Phasen für ein bis zwei Monate stationär in einer psychiatrischen Klinik aufgenommen, bis er stabil genug war für die Rückkehr in den Alltag. Beim letzten Schub war das anders: Nicht Julian ging in die Klinik, sondern die Klinik kam zu ihm. Sechs Wochen lang besuchte ihn täglich eine der Fachkräfte: Ärzt*innen, Psycholog*innen, Pflegekräfte, aber auch Sozialarbeiter*innen oder Ergotherapeut*innen behandelten ihn in seiner Wohnung. Zusätzlich zu den täglichen Besuchen nahm er einmal in der Woche vor Ort in der Klinik an einer Gruppentherapie teil.

Für Julian liegen die Vorteile auf der Hand: Er blieb in seiner vertrauten Umgebung, konnte weiterhin nach seiner gebrechlichen Mutter schauen und musste sich keine Sorgen machen, wer seinen Hund während eines Klinikaufenthalts versorgt. Sein Behandlungsteam wiederum erlebte den Patienten in dessen Lebensumfeld und konnte die Behandlung stärker an seinem individuellen Alltag orientieren.

Das Symposium beschäftigt sich nicht nur mit dem am Beispiel von Julian B. beschriebenen “StäB“-Konzept der stationsäquivalenten Behandlung. Im Fokus steht die Verknüpfung von klinischen und außerklinischen Behandlungsangeboten – wohnortnah, dezentral, spezialisiert.

Martina Wenzel-Jankowski, LVR-Dezernentin Klinikverbund und Verbund Heilpädagogischer Hilfen: „Aufsuchende Behandlung ist Teil einer grundlegenden Veränderung des Gesundheitssystems. Die Strukturreform im deutschen Krankenhauswesen wird auch die psychiatrisch-psychotherapeutischen Fachkliniken betreffen. Der zunehmend geäußerte Wunsch nach mehr ambulanter Versorgung sowie der Fachkräftemangel machen die Verlagerung bislang stationärer Versorgung in den ambulanten Bereich notwendig“.

Dabei stellen sich viele Fragen, die Gegenstand der Vorträge, Diskussionen und Workshops auf dem Symposium sind: Wie kann die Vernetzung und Koordination der ambulanten und stationären Versorgungswege gelingen? Welche Auswirkungen haben die neuen Modelle auf die traditionelle ambulante psychiatrische Versorgung durch niedergelassen Ärzt*innen und Therapeut*innen und gemeindepsychiatrische Angebote? Und natürlich macht die Digitalisierung auch nicht vor der psychiatrischen Versorgung Halt – das Angebot reicht schon heute von der elektronischen Patient*innenakte über komplexe digitale Plattformlösungen bis zu Apps und anderen digitalen Gesundheitsanwendungen.

Weitere Informationen zur aufsuchenden Behandlung im LVR-Klinikverbund finden Sie in unserer Multimedia-Reportage:

 

Bilder zum Download

Helmut Watzlawick, Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW, Prof. Dr. Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank, LVR-Institut für Forschung und Bildung, Monika Schröder, LVR-Dezernat Klinikverbund und Verbund HPH, Michael van Brederode, Moderation, (v.l.n.r.) eröffnen das LVR-Symposium 2024.
Foto: LVR
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Stationsäquivalente Behandlung an der LVR-Klinik Köln: Unterwegs zu den Patient*innen
Foto: LVR-ZMB, A. Stiens
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Das Team der Stationsäquivalenten Behandlung (StäB) der LVR-Klinik Köln: Dr. Julia Göbel-Erkan, Dr. Dominik Laumann, Carolin Eisenhardt, Anastasia Müller (v.l)
Foto: LVR-ZMB, A. Stiens
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Kontakt

Brigitte Lohmanns

Pressearbeit LVR-Klinikverbund und LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen

 

Über den LVR

Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) arbeitet als Kommunalverband mit rund 22.000 Beschäftigten für die 9,8 Millionen Menschen im Rheinland. Mit seinen 41 Schulen, zehn Kliniken, 20 Museen und Kultureinrichtungen, vier Jugendhilfeeinrichtungen, dem Landesjugendamt sowie dem Verbund Heilpädagogischer Hilfen erfüllt er Aufgaben, die rheinlandweit wahrgenommen werden. Der LVR ist Deutschlands größter Leistungsträger für Menschen mit Behinderungen und engagiert sich für Inklusion in allen Lebensbereichen. „Qualität für Menschen“ ist sein Leitgedanke.

Die 13 kreisfreien Städte und die zwölf Kreise im Rheinland sowie die StädteRegion Aachen sind die Mitgliedskörperschaften des LVR. In der Landschaftsversammlung Rheinland gestalten gewählte Mitglieder aus den rheinischen Kommunen die Arbeit des Verbandes.