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Kooperation zwischen Kinder- und Jugendpsychiatrie und Kinder- und Jugendhilfe

Kinder und Jugendliche mit Verhaltensauffälligkeiten oder psychischen Störungen brauchen eine rechtzeitige und umfassende Unterstützung. Dafür ist wesentlich, dass die Hilfsangebote der Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie der Kinder- und Jugendhilfe aufeinander abgestimmt sind. Der LVR fördert die Kooperation durch ein netzwerkbezogenes Qualitätsmanagement.

Psychische Störungen und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen können vielschichtige Hintergründe haben. Um den betroffenen Kindern und Jugendlichen und ihren Familien eine adäquate Unterstützung anbieten zu können, müssen die entsprechenden Hilfeangebote zur medizinischen, psychotherapeutischen, pädagogischen und psychosozialen Betreuung aufeinander abgestimmt werden. Dies erfordert eine enge Kooperation zwischen den Fachdisziplinen.

Strukturelle Voraussetzungen

Ziel ist es, Kinder und Jugendliche, die psychisch oder seelisch erkrankt sind oder Verhaltensauffälligkeiten aufweisen, möglichst frühzeitig einer adäquaten Behandlung zuzuführen. Allzu oft erfolgt die Hilfe jedoch mit erheblichen zeitlichen Verzögerungen. Gründe dafür sind häufig verwaltungstechnische Hindernisse und eine mangelnde Abstimmung zwischen den verschiedenen Hilfesystemen. Eine gelingende Kooperation basiert auf strukturellen Voraussetzungen. Im Hinblick auf eine kontinuierliche und verbindliche Zusammenarbeit zwischen allen beteiligten Einrichtungen – der Jugendhilfe, der Kinder- und Jugendpsychiatrie, der Psychotherapie, des schulpsychologischen Dienstes sowie der Jugendstrafrechtspflege – sind verlässliche Strukturen und Kooperationsverfahren zu entwickeln.

Netzwerkbezogenes Qualitätsmanagement (NBQM)

Um die Kooperation und Vernetzung zwischen Kinder- und Jugendpsychiatrie und Kinder- und Jugendhilfe zu verbessern, fördert der LVR ein netzwerkbezogenes Qualitätsmanagement an zwei Klinikstandorten. An dem Modellprogramm sind beteiligt:

  • die Region Kreis Kleve/Kreis Wesel, unter Federführung der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der LVR-Klinik Bedburg-Hau
  • die Region Stadt Essen, unter Federführung der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters am LVR-Klinikum Essen.

Der Förderzeitraum für diese Projekte beträgt zwei Jahre, von Dezember 2009 bis Ende November 2011. Zusätzlich ist die Stadt Duisburg als assoziierter Partner in das Modellprogramm einbezogen.

Ziele der Förderung

  • Intensivierung des fachlichen Austauschs zwischen den Einrichtungen der Kinder- und Jugendpsychiatrie und den Einrichtungen der Jugendhilfe,
  • Entwicklung von integrierten regionalen Hilfe-, Präventions- und Kriseninterventionskonzepten,
  • Gewährleistung differenzierter, am individuellen Hilfebedarf ausgerichteter Angebote und gemeinsamer Versorgungskonzepte,
  • Prävention von Fehlplatzierungen,
  • Gewährleistung von Angebotstransparenz für alle relevanten Berufsgruppen, Betroffene und deren Angehörige,
  • Sicherung von kontinuierlichen Betreuungsangeboten,
  • Anwendung eines manualisierten Konzeptes, analog dem Verfahren des Netzwerkmanagements.

Mit dem netzwerkbezogenen Qualitätsmanagement steht ein Managementkonzept für komplexe Hilfesysteme zur Verfügung. Es werden darin Verfahren, Instrumente und strukturelle Voraussetzungen benannt und beschrieben, um Kooperationsprobleme zu reduzieren. Das Konzept zielt auf

  • die Intensivierung der Kooperationsbeziehungen durch kontinuierlichen Austausch,
  • die Systematisierung der Vernetzungsprozesse,
  • den wirtschaftlichen Einsatz von Ressourcen durch Schnittstellenmanagement,
  • die Angleichung von Netzwerkstandards durch interregionalen Vergleich und Austausch.

Die Anwendung des NBQM-Verfahrens soll den Transfer in andere Regionen erleichtern. Nach der Modellphase sollen die entstandenen Netzwerke weitergeführt werden. Auf der Grundlage der Erfahrungen in den Modellregionen soll das NBQM an weiteren Standorten der LVR-Kliniken mit Abteilungen für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie eingeführt werden.

Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass – über die Zusammenarbeit von Kinder- und Jugendpsychiatrie und Kinder- und Jugendhilfe hinaus – eine Vernetzung mit weiteren relevanten Institutionen, wie zum Beispiel dem schulpsychologischen Dienst, möglich ist und sinnvoll sein kann.